Wohnung des Harlequins

Zutritt auf eigene Gefahr, trili.

Etwas nervös schloss ich schließlich die Haustür auf und warf einen Blick in die dunkle Wohnung.
Nichts zu sehen.
Erleichtert atmete ich auf und ging ganz rein.

Ich spähte über seine Schulter in die Wohnung und probierte im dunkeln Einzelheiten auszumachen. Schließlich folgte ich ihm neugierig wie sie wohl aussah, seine Nervosität war mir allerdings nicht entgangen.
"Hast du jemanden da drin erwartet?"

"Verschlossene Türen halten Daddy nicht auf. Oder andere."
Kopfschüttelnd schaltete ich das Licht ein, sah mich in der eher beschärlich eingerichteten Wohnung um und warf beiläufig einen Blick auf den riesigen Stadtplan von Gotham an der Wand.

Staunend folgte ich ihm und ging zielstrebig zur Karte, welche ich dann interessiert begutachtete.
"Ganz hübsch hier."
Es schien wirklich ein großes Problem mit Leuten zu geben, die einfach so in seine Wohnung kamen, hoffentlich würde sich niemand dazu entscheiden ihn jetzt zu besuchen.

"Ist ganz in Ordnung, ja."
Ich warf die Schlüssel auf die Anrichte und musterte noch ein Mal kurz die Wohnung, ehe ich neben ihn trat und die Karte ebenfalls begutachtete.
"Ganz nützlich."

Ich nickte begeistert und musterte ihn kurz.
"Und damit planst du also immer eine ganzen Unternehmungen?"

"Ja, die roten Linien sind die Kanäle unter der Stadt, die gelben Gasrohre, blau Wasserrohre. Alles schön sortiert. Mein Vater fand es gut."
Stolz lächelte ich und fuhr mit den Fingern die rote Linie zum Chemiewerk nach.

Angewidert verzog ich das Gesicht als ich dem Verlauf seines Fingers folgte.
"Durch die Kanalisation?"

"Es ist nur dreckiges Wasser."
Belustigt sah ich ihn an und nahm die Finger vom Plan. Was alle gegen die Kanalisation hatten.
"Wir könnten auch zu Fuß gehen. Wobei wir sicher verfolgt werden würden."

"Von wem denn? Den Freunden deines Vaters?"
Der Gedanke durch die Kanalisation zu gehen widerte mich einfach an. Es war schließlich dunkel und dreckig und es gab keine Passanten die ihre Wertsachen loswerden wollten.

"Glaubst du wirklich, dass er jemanden außer sich selbst traut?"
Ein wenig resigniert sah ich ihn an und zuckte mit den Schultern.
"Er traut weder mir, noch anderen. Sie würden uns folgen und ich müsste dich erklären."

Seufzend massierte ich mir die Stirn und schloss kurz die Augen. Da war die Kanalisation doch um einiges besser.
"Und dann wäre ich einfach nur ein Partner."

"Die Männer könnte ich anlügen, aber nicht Dad. Und er würde wissen wollen, warum es nicht mit ihm abgesprochen war."
Mit einer Hand fuhr ich mir durch die Haare und sah mit glasigem Blick auf die Karte.
Warum musste hier alles so kompliziert sein?
Konnte es nicht ein Mal einfach sein?

Besorgt schaute ich zu ihm, es nahm ihn wohl wirklich mit also probierte ich ihn zu beruhigen und legte eine Hand auf seinen Arm.
"Dann lass uns einfach durch die Kanalisation laufen, okay? Ich wollte schon immer mal wissen wie so eine Stadt von unten aussieht."
Obwohl sich beim bloßen Gedanken daran im dreckigen Wasser rumzuwaten meine Zehennägel aufrollten, grinste ich ihn an. Ich wollte nicht, dass er deswegen Probleme bekam, da musste ich meinen Stolz einfach runterschlucken.

Ich lächelte ihn strahlend an und schlang die Arme um seinen Hals.
"Eigentlich nur dreckig und dunkel."
Es war beruhigend zu wissen, dass ich meinem Vater noch nicht erklären musste, was ich getan hatte.

Ich drückte ihn an mich und lachte leise.
"Ich werds schon überleben, ist besser als die Alternative."
Innerlich stellte ich mich schon mal auf den Gestank ein und auf all die widerlichen Dinge die ich da unten sehen könnte.

"Viel besser. Und wir ziehen hübsche Plastikanzüge drüber, sonst stinken wir so, dass ich die Chemikalien nicht riechen kann."
Für einen Moment hielt ich ihn noch fest, bevor ich mich höchst widerwillig von ihm los machte und zum Wandschrank ging.
Ich kramte zwei dunkle Plastikanzüge hervor und warf ihm einen zu.
"Stylisch, nicht?"

Kritisch hob ich das Teil auf und musterte es mit hochgezogenen Augenbrauen.
"Wirklich hübsch, sollte ich auf jeden Fall in meine alltägliche Gaderobe aufnehmen."
Ich grinste ihn an und suchte den Reisverschluss.

"Siehst sicher sexy drin aus."
Kichernd zog ich das Ding an und zog den Reißverschluss bis zum Kinn hoch.
Der ganze Mist sah schrecklich aus, half aber. Irgendwie. Hoffentlich.

Ich lachte leise und schlüpfte etwas unbeholfen in den Anzug. Dann zog ich ihn zurecht und posierte anzüglich grinsend.
"Und wie seh ich aus?"
Mit wackelnden Augenbrauen schaute ich zu ihm.

"Sexy wie ein Müllsack."
Ich grinste ihn süffisant an und ging in Richtung Tür. Das hier war einfach nur skurill, ich wollte gar nicht erst wissen, was geschah, wenn uns jemand in dem Aufzug im Flur erwischte.

Ich schnaubte spielerisch empört und folgte ihm beschwingt. Der Anzug würde wenigstens verhindern, dass meine Haut in direkten Kontakt mit dem Abwasser kommt.
"Müllsäcke können auch sehr gut aussehen."

"Sieht man ja an mir", frotzelte ich und warf ihm einen kurzen Blick über die Schulter zu.
" Du siehst aber auch gut aus. Nur ohne den Anzug gefällst du mir besser."
Summend trabte ich die Treppen Richtung Keller runter.

Leise kichernd folgte ich ihm und versuchte zu erahnen wie der Weg weiter verlaufen würde. Unter dem Rascheln der Anzüge konnte ich sein Summen kaum hören und summte auch leise vor mich hin. Hoffentlich hatte er an eine Taschenlampe gedacht.